Samstag, 9. April 2011
Dollarkurs (Euro - Dollar) - Kurs 09.04.2011
1,4483 USD



Eurokurs 09.04.2011 (Dollar - Euro) - Kurs
0,6904 EUR



Neue OZ: Kommentar zu EZB Euro Portugal
Osnabrück (ots) - Tief gespalten

Der Gegensatz könnte kaum krasser sein. Die Portugiesen schlüpfen schwer angeschlagen unter den Euro-Rettungsschirm. Deutschland dagegen steht auf der Sonnenseite, erfreut sich einer weiter kräftig wachsenden Wirtschaft und kann darauf hoffen, die Defizitquote zu halbieren. Wieder einmal wird deutlich, wie tief gespalten Europa ist. Am schlimmsten aber: An der Problemlage wird sich so schnell nichts ändern. Zum einen, weil die Euro-Krisenländer Griechenland, Irland und Portugal extreme Lasten angehäuft haben. Zum anderen, weil jetzt auch noch die Leitzinsen steigen.

Für die deutsche Wirtschaft ist die Minimalanhebung durch die Europäische Zentralbank fast bedeutungslos; Experten halten angesichts der stabilen Konjunktur hierzulande sogar einen Leitzins von zwei bis drei Prozent für vertretbar. In deutlich schwächeren Staaten wie Portugal und Spanien sind dagegen auch kleine zusätzliche Belastungen ein großes Problem. Denn wenn ein Fass voll ist, reicht bekanntlich schon ein Tropfen, um es überlaufen zu lassen.

Die EZB handelt trotzdem richtig. Schließlich ist die Rezession in den meisten Euro-Ländern überwunden. Folglich gibt es keinen Grund mehr, die Zügel schleifen zu lassen. Stattdessen muss sich die Bank nun wieder stärker auf ihr wichtigstes Ziel konzentrieren: die Bekämpfung der Inflation. Die liegt mit 2,6 Prozent deutlich über der Zielmarke von zwei Prozent.



Mittelbayerische Zeitung: Zu Portugals Hilfsersuchen
Regensburg (ots) - Europa wird das Schreckgespenst Schuldenkrise nicht mehr los. Man kann von Glück sagen, dass die Finanzmärkte den Fall Lissabon bereits eingepreist haben und der Hilferuf vorerst kein weiteres Beben an den Märkten hervorgerufen hat. Daran zeigt sich aber auch, dass die portugiesische Einsicht herzlich spät kommt. Noch vor wenigen Monaten wäre eine Rettung die Euro-Staaten um einiges billiger gekommen. Schon vor Monaten drängten die EU-Finanzminister Portugal dazu, doch endlich unter den Rettungsschirm zu schlüpfen. Ohne Erfolg. Hartnäckig beharrte das Land darauf, diese Hilfe nicht zu benötigen. Währenddessen kletterten die Risikoaufschläge für Staatsanleihen auf immer neue Rekordwerte. Mit jedem Tag machte das Land weitere Schulden zu horrenden Zinssätzen. Am Mittwochabend dann endlich die Einsicht. Und jetzt muss die EU die Suppe auslöffeln und das Land aus dem Sumpf ziehen. Zwar gehen Ökonomen nun davon aus, dass mit Portugal wohl der letzte Dominostein umgefallen ist. Dennoch sind weder Spanien noch Italien vollends aus dem Schneider. Beide Länder plagen hohe Schulden. Es bleibt allein die Hoffnung, dass nun das Schlimmste überstanden ist. Schließlich kann es am Ende nur den Blick nach vorn geben. Das beim letzten Gipfel verabschiedete Reformpaket müsste bald greifen. Dass die Märkte bis jetzt so ruhig geblieben sind, ist ein gutes Zeichen.



Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Portugal
Bielefeld (ots) - Verkehrte Welt: Portugal muss als drittes Euro-Land unter den Rettungsschirm, aber die Sorgen halten sich in Grenzen. Zwar wird Spanien als nächster Patient für den Tropf genannt und die Wirtschaftsweise Prof. Beatrice Weder di Mauro spricht vom drohenden Dominoeffekt. Zugleich aber ist die Erleichterung in Brüssel unüberhörbar. Endlich habe sich Lissabon unter Euro-Kuratel gestellt, jetzt könne saniert werden. Ob die Nachricht nun gut oder schlecht ist - Portugal handelt genau so, wie es die Finanzmärkte erwartet und eingepreist haben. Womöglich kommt die Eurozone mit dem neuen Realismus in Lissabon einer Lösung der Schuldenprobleme insgesamt ein Stück näher. Erinnern wir uns an den Fall Griechenland: Als es im Mai 2010 wirklich böse aussah für die Gemeinschaftswährung und das gesamte europäische Projekt, waren Portugal und Spanien auch schon für beinahe zahlungsunfähig erklärt worden. Mit 110 Milliarden Euro schweren Garantien für Athen und rigoroser Sparpolitik, die staatliche Gehälter um 25 Prozent kürzte, konnte ein klares Signal gesetzt werden. Nach Irland, Pleitekandidat Nummer zwei, das jetzt 85 Milliarden Euro in der Hinterhand hat, wird mit Portugal ein politisches Muster deutlich: Demokratisch legitimierte Regierungen reiten sich erst in die Verschuldung und schaffen es dann nicht mehr, ihren Wählern ausreichend Disziplin und Einsicht für die Rettung aus eigener Kraft abzuverlangen. Hier springt Europa ein und repariert. Das kostet zunächst das Geld der anderen, aber die großen Volkswirtschaften wissen den Vorteil der Gemeinschaft zu schätzen. Deutschland wird demnächst als größter Einzelzahler für den Euro-Rettungsschirm, unter dem auch noch Platz für Spanien wäre, jährlich 4,34 Milliarden Euro in harter Währung auf den Tisch legen. Vor dem Hintergrund blendender Wirtschaftsdaten ist das leistbar, vor allem aber zeigt es, was mit einem nationalen Alleingang riskiert würde. Ganz anders sieht die Sache für die Pleitiers aus. Portugal tat sich mit seinem Antrag auf EU-Finanzhilfe wie zuvor Irland so schwer, weil es für das Land um Alles oder Nichts geht. Wer beim Euro-Amtsgericht in Brüssel antritt den Offenbarungseid zu leisten, kann auch gleich zurücktreten. Es macht nicht einmal für die jeweilige Opposition in einem Pleiteland Sinn, auf Bankrott zu setzen. Denn die knallharten Sparauflagen aus Brüssel gelten auch für jede Nachfolgeregierung. Europas Finanzknoten ist noch nicht durchgeschlagen und vor übereiltem Optimismus muss gewarnt werden. Aber jetzt stehen Griechenland, Irland und Portugal unter der Aufsicht von gleich drei mächtigen Aufpassern - der Europäischen Zentralbank, der Europäischen Union und des Internationalem Währungsfonds. Außerdem: Der Abstand zu den Aufschlägen der nächsten drei Hochzinsländer - Spanien, Italien und Belgien - ist beruhigend groß. Die Spekulanten haben verstanden.



Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Portugal
Bielefeld (ots) - Verkehrte Welt: Portugal muss als drittes Euro-Land unter den Rettungsschirm, aber die Sorgen halten sich in Grenzen. Zwar wird Spanien als nächster Patient für den Tropf genannt und die Wirtschaftsweise Prof. Beatrice Weder di Mauro spricht vom drohenden Dominoeffekt. Zugleich aber ist die Erleichterung in Brüssel unüberhörbar. Endlich habe sich Lissabon unter Euro-Kuratel gestellt, jetzt könne saniert werden. Ob die Nachricht nun gut oder schlecht ist - Portugal handelt genau so, wie es die Finanzmärkte erwartet und eingepreist haben. Womöglich kommt die Eurozone mit dem neuen Realismus in Lissabon einer Lösung der Schuldenprobleme insgesamt ein Stück näher. Erinnern wir uns an den Fall Griechenland: Als es im Mai 2010 wirklich böse aussah für die Gemeinschaftswährung und das gesamte europäische Projekt, waren Portugal und Spanien auch schon für beinahe zahlungsunfähig erklärt worden. Mit 110 Milliarden Euro schweren Garantien für Athen und rigoroser Sparpolitik, die staatliche Gehälter um 25 Prozent kürzte, konnte ein klares Signal gesetzt werden. Nach Irland, Pleitekandidat Nummer zwei, das jetzt 85 Milliarden Euro in der Hinterhand hat, wird mit Portugal ein politisches Muster deutlich: Demokratisch legitimierte Regierungen reiten sich erst in die Verschuldung und schaffen es dann nicht mehr, ihren Wählern ausreichend Disziplin und Einsicht für die Rettung aus eigener Kraft abzuverlangen. Hier springt Europa ein und repariert. Das kostet zunächst das Geld der anderen, aber die großen Volkswirtschaften wissen den Vorteil der Gemeinschaft zu schätzen. Deutschland wird demnächst als größter Einzelzahler für den Euro-Rettungsschirm, unter dem auch noch Platz für Spanien wäre, jährlich 4,34 Milliarden Euro in harter Währung auf den Tisch legen. Vor dem Hintergrund blendender Wirtschaftsdaten ist das leistbar, vor allem aber zeigt es, was mit einem nationalen Alleingang riskiert würde. Ganz anders sieht die Sache für die Pleitiers aus. Portugal tat sich mit seinem Antrag auf EU-Finanzhilfe wie zuvor Irland so schwer, weil es für das Land um Alles oder Nichts geht. Wer beim Euro-Amtsgericht in Brüssel antritt den Offenbarungseid zu leisten, kann auch gleich zurücktreten. Es macht nicht einmal für die jeweilige Opposition in einem Pleiteland Sinn, auf Bankrott zu setzen. Denn die knallharten Sparauflagen aus Brüssel gelten auch für jede Nachfolgeregierung. Europas Finanzknoten ist noch nicht durchgeschlagen und vor übereiltem Optimismus muss gewarnt werden. Aber jetzt stehen Griechenland, Irland und Portugal unter der Aufsicht von gleich drei mächtigen Aufpassern - der Europäischen Zentralbank, der Europäischen Union und des Internationalem Währungsfonds. Außerdem: Der Abstand zu den Aufschlägen der nächsten drei Hochzinsländer - Spanien, Italien und Belgien - ist beruhigend groß. Die Spekulanten haben verstanden.



Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Portugal und dem Euro-Rettungsschirm
Rostock (ots) - Es wird eng unter dem Euro-Rettungsschirm: erst Griechenland, dann Irland, nun Portugal. Und bald schon Spanien, Belgien oder Italien? Es ist das Tempo, mit dem Europas Politiker milliardenschwere Hilfspakete zusammenzurren, das die Bürger schwindlig werden lässt. Und die Geschwindigkeit, mit dem politische Eide gebrochen werden. Noch am Montag hatte der portugiesische Ministerpräsident José Sócrates alle Ansinnen auf einen Hilfsantrag weit von sich gewiesen. Nicht mal drei Tage später ist alles nicht mehr wahr. Keine Rede mehr von der No-Bailout-Klausel, mit der sich Deutschland davor schützen wollte, für die Schulden anderer Staaten einzustehen. Niemand wagt es, Banken und Hedgefonds an den Lasten zu beteiligen, obwohl die gerade Traumrenditen mit den abgesicherten Ramschanleihen von Portugal & Co. verdienen.



Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Zentralbank reagiert trotz Schuldenkrise in Portugal Zinswende gut für ganz Europa MARTIN KRAUSE
Bielefeld (ots) - Wochenlang wurde gerätselt. Würde die Europäische Zentralbank (EZB) es wagen, die Konjunktur in den zum Sparen verdammten Schuldenländern der Euro-Zone durch eine Zinserhöhung zu gefährden? Zentralbankchef Jean-Claude Trichet gab gestern die Antwort. Sein Mut macht Mut. Die Zentralbank lässt sich von der schwierigen Lage in Portugal, Irland und Griechenland nicht die Geldpolitik diktieren. Die auf 2,6 Prozent angestiegene Teuerungsrate war ausschlaggebend für die erste moderate Zinserhöhung seit Mai 2009, als der Leitzins im Kampf gegen die globale Finanzkrise auf 1,0 Prozent gefallen war. Jetzt gilt die Geldschwemme wieder als das größere Risiko, zumal die Konjunktur in wichtigen Ländern - vorneweg Deutschland - ordentlich läuft. Damit entkoppelt sich Europa weiter von der unveränderten (Fast-)Nullzinspolitik in den USA und zeigt Robustheit. Die EZB widersteht den unterschwelligen Begehrlichkeiten, die in allen Ländern mehr oder weniger drückende Schuldenlast durch ein bisschen Inflation zu mildern. Der Euro ist hart, das belegt der Dollarkurs eindrucksvoll, und das Signal lautet: Der Euro soll hart bleiben. Die Europäische Zentralbank nimmt ausdrücklich keine Rücksicht auf die Lage in Portugal, Irland und Griechenland, aber nicht von ungefähr dürfte die Entscheidung der Portugiesen, jetzt doch unter den europäischen Rettungsschirm zu flüchten, fast zeitgleich gefallen sein. Nicht die Zentralbank, wohl aber die europäischen Finanzpolitiker üben die nötige Solidarität. Ja, wir sind der Transferunion nähergekommen, aber das hat nichts mit Weichwährungspolitik zu tun. Geldpolitik und Finanzpolitik werden entkoppelt, so soll es sein. Importe bleiben dank der Stärke des Euros weiterhin günstig. Das dämpft vor allem den Preisauftrieb bei Öl und Gas, und das ist gut für die Konjunktur - in ganz Europa.



Westdeutsche Zeitung: Die Krise mit dem Domino-Effekt = von Annette Ludwig
Düsseldorf (ots) - Erst Griechenland, dann Irland, jetzt Portugal: Wie bei den Dominosteinen fällt ein Euro-Land nach dem anderen - und hängt sich an den europäischen Finanztropf. Da stellen sich einige bange Fragen: War das nun alles, oder fallen weitere Wackelkandidaten? Wie viele Sorgenkinder kann Europa verkraften? Für die EU-Finanzminister, die sich heute auf ihrem Treffen in Ungarn eigentlich mit Rohstoffmärkten und der neuen EU-Finanzaufsicht befassen wollten, rutscht damit die wieder aufgeflammte Schuldenkrise in Europa ganz oben auf die Tagesordnung. Und es wird sich Unmut darüber breit machen, dass die Portugiesen viel zu lange gezögert und taktiert haben, bis sie den europäischen Rettungsring aufgenommen haben. Unmut wird es auch darüber geben, dass die Portugiesen um Hilfe rufen, obwohl sich die Politiker trotz der dramatischen Haushaltslage des Landes noch nicht einmal auf ein eigenes Sparpaket einigen konnten. Daran ist letztlich sogar die Regierung zerbrochen. Hier entsteht der Verdacht, dass die Parteien unbequeme Entscheidungen gescheut haben - und sie diese nun lieber der EU in die Schuhe schieben wollen. Insofern müssen die Europäer auch sehr genau hinschauen, bevor die finanziellen Hilfspakete gen Portugal rollen, denn die Gelder dürfen nur gegen empfindliche Auflagen verteilt werden. Schließlich haften die europäischen Steuerzahler für die Hilfen, allen voran die deutschen. Um die Ansteckungsgefahr unter den wackelnden Euro-Ländern zu bannen, reicht der Rettungsschirm alleine aber nicht aus. Auch das zeigt der Fall Portugal. Kaum ist ein Land gefallen, wenden sich Spekulanten schon dem nächsten Kandidaten zu. Auf längere Sicht werden sich die Europäer mit einer bisher als Tabu geltenden Umschuldung zumindest für einzelne Länder befassen müssen. In einem solchen Fall würden auch private Gläubiger auf einem Teil ihrer Forderungen sitzen bleiben. Dieses Szenario gilt an den Finanzmärkten zwar als Katastrophe. Das Beispiel Griechenland zeigt aber, dass ein solcher Schritt notwendig werden könnte. Selbst ein milliardenschweres Hilfspaket hat die Situation dort nur kurzfristig entspannt. Schon wird wieder darüber spekuliert, ob die Griechen ihre Schulden jemals werden zurückzahlen können.



WAZ: Die Euro-Krise bleibt - Kommentar von Thomas Wels
Essen (ots) - Da waren es drei unterm Rettungsschirm: Erst krabbelten die Griechen darunter, hemmungslos verschuldet ob eines überbordenden Staatswesens; dann die Iren, die unter einer Bankenkrise ächzen; und jetzt die Portugiesen, die unter einer Wettbewerbsschwäche leiden. Der nächste bitte. Wie zuvor von Athen, Dublin und Lissabon hört man nun aus Madrid: Wir haben nicht die Absicht, unter den Rettungsschirm zu schlüpfen. Dabei hat Spanien womöglich längst ein Nummernkärtchen gezogen. Es hilft kein Drumherumreden. Die Rettungsmilliarden und der dauerhafte Krisenmechanismus haben aus der Währungsunion eine Umverteilungsgemeinschaft gemacht - die existenzielle Krise des Euro aber ist geblieben. Die EU hat mit dem Rücken an der Wand gehandelt, hat ihre mutlose Politik nach dem Motto "viel hilft viel" mit vermeintlicher Alternativlosigkeit begründet. Der Krug aber wird nicht an der Gemeinschaft vorübergehen: Ohne Umschuldung, die Gläubigerbanken zig Milliarden kostet, geht's nicht. Die Deutschen blechen also nicht nur für Südeuropa, sondern dann nochmals für deutsche Banken. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Glaubt man in Berlin.



Börsen-Zeitung: Ein Zinsschritt ist nicht genug, Leitartikel zur bevorstehenden EZB-Sitzung von Stephan Balling
Frankfurt (ots) - Morgen also endet die Periode rekordtiefer Leitzinsen. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Leitzins von 1 auf 1,25% erhöhen. Angesichts heftig steigender Inflationserwartungen an den Finanzmärkten ist der Handlungsdruck auf die Währungshüter enorm. Die in den zehnjährigen inflationsindexierten deutschen und französischen Staatsanleihen eingepreisten Erwartungen sind seit dem dritten Quartal 2010 von 1,3 bzw. 1,6% auf 2,6 bzw. 2,5% gestiegen. Die EZB muss deshalb nun ein klares Signal setzen. Allerdings ist ein einziger Zinsschritt nicht genug, um die Inflationserwartungen wieder unter das Stabilitätsziel der EZB von knapp 2% zu drücken. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sollte deshalb weitere Zinsschritte in Aussicht stellen.

Aber selbst mehrere Zinserhöhungen reichen nicht aus. Das Vertrauen von Bürgern und Marktakteuren in das Währungssystem ist gestört. Szenarien wie das eines generellen Versagens des Währungssystems, die noch vor wenigen Jahren als Märchen veralbert wurden, werden mittlerweile auch von anerkannten Ökonomen nicht mehr als abstrus abgetan. Sicher, die Wahrscheinlichkeit für solch eine extreme Entwicklung ist gering. Aber die Zeichen der Verunsicherung sind doch unübersehbar. Das zeigt sich in den USA, wo etwa der Bundesstaat Utah über Alternativen zum Dollar nachdenkt. Und es zeigt sich global an den Rekordpreisen für Gold und Silber. Sicher ist es noch viel zu früh, von einer "Flucht in Sachwerte" oder einer "Katastrophenhausse" (bekannt auch als "Crack-up Boom") zu sprechen, wie sie der Ökonom Ludwig von Mises in seinem Werk "Human Action" im Jahr 1949 beschrieb. Mises ging davon aus, dass eine zu expansive Geldpolitik zunächst die Preise für Rohstoffe, einige Handelswaren und Dienstleistungen treibt. Das generelle Preisniveau steigt dabei nur leicht, und die Bevölkerung erwartet, dass die Teuerung wieder zurückgeht. "Solange dieser Glaube noch von der öffentlichen Meinung getragen wird, ist es für die Regierung nicht zu spät, ihre Inflationspolitik zu beenden", war Mises sicher. Aber die Gefahr bestehe, dass die breiten Massen irgendwann den Glauben an einen Rückgang der Inflation verlieren könnten. Mises: "Es kommt zum Zusammenbruch. Der Crack-up Boom wird sichtbar." Die Menschen flüchten dann aus ihren Geldbeständen in "reale Güter", unabhängig davon, ob sie diese benötigen oder nicht. "Innerhalb einer sehr kurzen Zeit, wenigen Wochen oder sogar Tagen, werden die Dinge, die zuvor als Geld benutzt wurden, nicht mehr als Tauschmittel verwendet", warnte Mises. "Sie werden Schrottpapier."

Natürlich ist das ein extremes Szenario. Und wie Mises selbst schreibt, kann die Notenbank lange Zeit gegensteuern. Das Problem ist aber, dass derzeit nicht nur Inflation droht. Beispiel Liquiditätshilfen für irische Banken: Medienberichten zufolge stehen die Banken des Inselstaates beim Eurosystem mit insgesamt 177 Mrd. Euro in der Kreide. Die Bundesbank trägt nach dem allgemeinen Schlüssel des Eurosystems davon 27% des Risikos, also rund 48 Mrd. Euro. Das Eigenkapital der Notenbank beträgt dabei nur 5 Mrd. Euro, dazu kommen Rückstellungen von 8 Mrd. Euro. Ein Default mit einem 30-prozentigen Haircut Irlands (und einem Totalausfall der Banken) würde die Bundesbank-Bilanz mit 14 Mrd. Euro belasten, also fast dem Dreifachen des Eigenkapitals. Es mag sein, dass es in der Bilanz noch Positionen gibt, mit deren Hilfe eine vollständige Aufzehrung des Eigenkapitals in dem beschriebenen Szenario verhindert werden könnte. Und natürlich kann eine Zentralbank auch mit negativem Eigenkapital operieren. Aber solche Szenarien, die ja nun nicht völlig unrealistisch sind, sorgen für große Unsicherheit.

Das Eurosystem sollte deshalb nicht nur am Leitzins schrauben. Nötig ist auch eine rasche Rückführung der durch die Krise richtigerweise stark ausgedehnten Zentralbankbilanzen auf Normalniveau. Die unbegrenzte Bereitstellung von Liquidität für die Banken der Eurozone sollte deshalb rasch reduziert werden. Keinesfalls sollte es die offenkundig geplanten neuen, speziell auf die Bedürfnisse irischer Banken zugeschnittenen Kredithilfen durch das Eurosystem geben. Es ist nicht Aufgabe der Geldpolitik, Kreditinstitute am Leben zu halten. Dasselbe gilt für den Kauf von Staatsanleihen zur Stützung maroder Länder. Die EZB hat den Regierungen Europas mit ihren unkonventionellen Maßnahmen Zeit gekauft. Jetzt muss sie die Verantwortung wieder zurückgeben, sich auf ihr Kerngeschäft begrenzen und für stabile Preise sorgen.