Börsen-Zeitung: Zauberformel gesucht, Kommentar zur Krise Portugals von Angelika Engler
Frankfurt (ots) - Portugal steht nach dem Scheitern der Sparpläne im Parlament und dem Rücktritt von Ministerpräsident José Sócrates so gut wie unterm Euro-Rettungsschirm. Die Renditen der Staatsanleihen spiegeln die politische Krise, in die das kleine Land nun wie befürchtet hineingerutscht ist, längst wider. Mit 8% für die zehnjährigen Papiere markieren sie dieser Tage ein Niveau, das als untragbar hoch gilt und das Portugal bei den bevorstehenden Emissionen wohl zahlen müsste.

Die Kosten einer "Rettung" schätzen Experten auf 75 Mrd. Euro. Damit wäre sie zwar billiger als die der ersten beiden Euro-Patienten Griechenland und Irland, die bisher mit 110 Mrd. Euro respektive 85 Mrd. Euro an Krediten von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF) verarztet wurden. Doch wie soll es mit diesen kollabierten Volkswirtschaften nach den glücklichen Boomjahren weitergehen? Eine Rettung löst schließlich nicht die massiven strukturellen Probleme dieser Länder, die bezeichnenderweise schon vor dem Euro-Zeitalter und der Erweiterung nach Osteuropa die ärmsten und unproduktivsten EU-Mitglieder waren. Auch eine neue Regierung in Lissabon wird unter dem Sparzwang stehen, an dem Sócrates nun scheiterte. Schließlich hängt an den Rettungskrediten von EU und IWF ja die Bedingung, die Staatsfinanzen über Reformen und Sparmaßnahmen wieder in den Griff zu bekommen.

Angesichts des drohenden Falls von Nachbar Portugal bleibt Spanien bisher kühl. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero meint, trotz der Handelsbeziehungen und der 70 Mrd. Euro, die spanische Banken in Portugal investierten, werde das Land nicht automatisch wie ein Dominostein mit umfallen. Dass Spanien besser dasteht als Portugal und die beiden geretteten Länder, fand gestern auch der Markt. Der Spread der zehnjährigen spanischen Staatsanleihe zum Bund hielt sich recht stabil unter der Marke von 200 Basispunkten. Wenn diese Marktstimmung gegenüber Spanien so bleibt, dürfte sich Deutschland als größter Lastenträger des Euro-Debakels freuen. Denn ein Zusammenbruch der viertgrößten Volkswirtschaft im Euroraum sprengte wohl endgültig den Rahmen. Doch auch Spanien muss noch die Zauberformel finden, wie dringende Reformen und Sparzwang mit Wachstum unter einen Hut zu bringen sind.