Freie Presse (Chemnitz): Ex-Ministerpräsident Milbradt kritisiert Euro-Krisenmanagement/Finanzexperte sieht Hauptlast beim deutschen Steuerzahler
Chemnitz (ots) - Chemnitz. Sachsens ehemaliger Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) sieht die Euro-Krise noch längst nicht am Ende, kritisiert das Krisenmanagement der Bundesregierung und schlägt den Austritt der größten Krisen-Staaten aus der Eurozone vor. "Wenn Portugal in die Knie geht, trifft es auch Spanien", sagte Milbradt der in Chemnitz erscheinenden "Freien Presse" (Samstagausgabe). Denn spanische Banken seien im Nachbarland stark engagiert. "Und wenn der Trend weitergeht, könnte sogar Italien ein Problem bekommen, da dort Löhne und Preise sehr stark steigen", so Milbradt.

Vor allem der deutsche Steuerzahler werde schließlich die Zeche bezahlen. Den Euro als Währung sieht Milbradt dagegen nicht in Gefahr. Er sagte: "Wir haben kein Euro-, sondern ein Schuldenproblem einiger europäischer Staaten, denen die Gläubiger kein Geld mehr geben."

Milbradt kritisierte, die Bundesregierung verschiebe überfällige schmerzliche Lösungen in die Zukunft. Die Geschichte des Euro und der Hilfen sei in Deutschland eine Geschichte gebrochener Versprechungen.

Milbradt schlägt vor, die privaten Gläubiger stärker zur Krisenbewältigung mit heranzuziehen, "damit diese vorsichtiger bei der Kreditgewährung werden". Außerdem sollten die Länder, "die dauerhaft die Stabilitätskriterien nicht erfüllen und die notwendige Wettbewerbsfähigkeit nicht erreichen", die Eurozone verlassen. "Sonst erliegen auch die wenigen Gesunden der grassierenden Gefahr der Ansteckung", meint Milbradt.