UN-Ökonom: IWF soll sich aus Euro-Krise heraushalten Wirtschaftsexperte kritisiert im heute.de-Interview Milliardenhilfen des Internationalen Währungsfonds
Mainz (ots) - Nach Ansicht des Chefökonomen der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD), Heiner Flassbeck, widersprechen die Finanzhilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für überschuldete Euro-Länder der Aufgabe der in Washington ansässigen Institution. "Der IWF hat damit eigentlich nichts zu tun und sollte sich aus der Euro-Krise heraushalten", sagte Flassbeck in einem Interview mit dem ZDF-Onlineportal heute.de. Die Euro-Zone habe kein Währungsproblem. Vielmehr gebe es ein internes Problem in einer Währungsunion, für das der IWF nicht zuständig sei.

Die Probleme angeschlagener Euro-Länder wie Griechenland würden durch immer neue Milliardenhilfen nur verdrängt. "Es ist peinlich, dass es die Politiker in Europa nicht schaffen, die gegenwärtigen Probleme ausreichend zu analysieren und Lösungen zu finden und umzusetzen." Es gehe kein Weg an der Einsicht vorbei, dass alle sich besser an ihre Verhältnisse anpassen müssen, so Flassbeck.

Eine maßgebliche Mitschuld trage Deutschland, wo es in den vergangenen Jahren zu einer massiven Lohnzurückhaltung gekommen sei. Flassbeck fürchtet dadurch massive Konsequenzen: "Der Euro-Verbund bricht irgendwann auseinander, weil die anderen Länder ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen müssen." Deutschland sei dann "der große Verlierer" dieser Entwicklung, weil neu eingeführte Währungen massiv abgewertet und die deutschen Exporterfolge dadurch zunichte gemacht würden.

Der UN-Chefökonom warnte davor, dass die Demokratie in den angeschlagenen Ländern durch die milliardenschweren Finanzspritzen ins Wanken geraten könne: "Ich sehe die Gefahr, dass man schwächelnde Euro-Länder durch immer neue Sparauflagen bei Finanzspritzen dazu bringt, dass sie unregierbar werden", sagte Flassbeck.

Das vollständige Interview ab Samstagmorgen auf heute.de.

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